Verpackungen - Problem oder Lösung?
Verpackungen – insbesondere aus Kunststoff – stehen aktuell im Fokus gesellschaftlicher Diskussionen. Sie sind neben Aspekten wie dem Abrieb von Autoreifen oder Kunststoffpartikeln aus synthetischer Kleidung, Kosmetika oder Reinigungsmitteln hauptverantwortlich für die weltweite Belastung der Umwelt durch Plastik. Verpackungen aus Kunststoff werden vor allem nach der Nutzung durch ein unzureichendes Abfallmanagement problematisch.
Fakt ist: Genauso wie bei Produkten werden für Herstellung, Gebrauch und Recycling bzw. Entsorgung von Verpackungen Ressourcen und Energie benötigt – unabhängig davon, ob diese aus Kunststoff, Papier, Karton oder einem anderen Material bestehen.
Auf den ersten Blick wäre es also die beste Alternative, komplett auf Verpackungen, die oft ein kurzes Leben haben, zu verzichten.
In der Praxis ist dies meist nicht sinnvoll, denn Verpackungen können auch zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen, indem sie Produkte vor Beschädigungen und Verschmutzung schützen und sie länger haltbar machen. Verschiedene wissenschaftliche Umfragen haben ergeben, dass Verbraucher*innen der Schutz der Produkte wichtiger ist als die Eigenschaften der Verpackung. Diese Einstellung können wir aus unserer täglichen Praxis bestätigen. Das Ziel sollte also sein, Verpackungen so zu gestalten und zu verwenden, dass die negativen Auswirkungen für Mensch, Tier und Umwelt reduziert oder sogar vermieden werden.
Produkt- bzw. Verkaufsverpackungen
Bei der Listung von Waren für unser Sortiment bewerten wir selbstverständlich auch die jeweilige Produktverpackung. Soweit es in der Praxis sinnvoll ist und die Hersteller*innen, bzw. Lieferant*innen diese Option anbieten, beziehen, lagern und versenden wir Produkte ohne Einzelverpackung. Möglich ist dies z. B. bei Aktenordnern und vielen Schreibgeräten. Bei den meisten Produkten ist eine Einzelverpackung jedoch sinnvoll und auch wichtig. Der Versand von unverpackten, empfindlichen Produkten zusammen mit anderen führt oft zu Beschädigungen, womit diese schon vor der Nutzung unbrauchbar werden. Auch eine unverpackte Lagerung von Waren birgt Probleme. In einer Lagerhalle können Staub und Schmutz nicht komplett verhindert werden. Die Frage, welche Verpackung aus welchem Material für ein Produkt am besten geeignet ist, gestaltet sich sehr komplex und ist in vielen Fällen nicht eindeutig zu beantworten.
Die unterschiedlichen Materialien wie Papier bzw. Karton, Kunststoff, Glas oder Metall haben unterschiedlichste Vor- und Nachteile, die zudem abhängig von der Verwendung variieren können. Deshalb lehnen wir – außer PVC – prinzipiell keinen Werkstoff ab, sondern achten auf eine möglichst sparsame, sortenreine und gut recyclingfähige, bzw. im besten Fall bereits recycelte Verpackung.
Welche Möglichkeiten es gibt, Produktverpackungen umweltverträglicher zu gestalten, erarbeiteten die Teilnehmer*innen des Forschungsprojektes Innoredux „Geschäftsmodelle zur Reduktion von Plastikmüll entlang der Wertschöpfungskette: Wege zu innovativen Trends im Handel“. Entscheidungsträger*innen aus Unternehmen erhalten dort einen systematischen Überblick über verschiedene nachhaltigkeitsorientierte Verpackungsoptimierungen für den stationären Einzelhandel und den Onlinehandel. Prinzipiell existieren sechs verschiedene Lösungsansätze – vom reduzierten Materialeinsatz bis hin zum kompletten Verpackungsverzicht. Die memo AG setzt alle verfügbaren Lösungsansätze in ihrer Unternehmenspraxis um.
Lösungsansätze für nachhaltigkeitsorientierte Verpackungsoptimierungen
Reduzierter Materialeinsatz
Bei unseren memo Küchenrollen „FOR A GREENER PLANET“ können wir unter anderem aus hygienischen Gründen nicht gänzlich auf Verpackungen verzichten. Was wir aber können: Die Menge der Verpackung auf das Nötigste zu reduzieren. Dank der Komprimierung von vier auf zwei Rollen bei gleichbleibender Blattzahl werden etwa 30 % der vorherigen Folienverpackung und 50 % der Kartonhülsen für die Küchenrollen eingespart.
Substitution
Bis vor Kurzem waren unsere memo Geschirrtücher aus Bio-Baumwolle in einer Folie aus Kunststoff verpackt, um sie im Lager und beim Versand vor Verschmutzung zu schützen. Nun hält sie eine Banderole zusammen, die aus 100 % recycelter Bio-Baumwolle besteht. Für die Herstellung verwenden wir ausschließlich Schnittreste, die bei der Produktion unserer Fairtrade-Baumwoll-Textilien anfallen. In einer Papiermanufaktur werden daraus – unter Einsatz von reiner Sonnenenergie – neue hochwertige Verpackungen gefertigt. Die Banderole kann über den Papiermüll fachgerecht entsorgt werden.
Bei unseren memo Haftnotizen setzten wir inzwischen FSC®-zertifizierte Pappschachteln, statt einer Verpackung aus Polyethylen ein.
Verpackungsverzicht
Eine saubere Aufbewahrung und ein fleckenfreier Versand von Textilien ohne Einzelverpackung war eine Herausforderung, die wir 2020 meistern konnten. In Zusammenarbeit mit einigen unserer Lieferant*innen, werden nun immer mehr Textilien ohne Produktverpackung an uns geliefert. Bis zum Versand werden diese schmutz- und staubfrei in unseren „memo Boxen“ gelagert und schließlich ohne Einzelverpackung an unsere Kund*innen weiter versendet. Lediglich wenn die Sendung weitere Produkte enthält, welche die Textilien beschädigen können, werden diese von den Mitarbeiter*innen im Versand in Papier verpackt. Den erhöhten logistischen Aufwand nehmen wir für den Verpackungsverzicht bewusst in Kauf.
Um ganzheitlich, sinnvolle und systematische Lösungen des komplexen Themas Verpackungen zu finden, sind aus unserer Sicht alle Interessensgruppen gefordert: Produkthersteller, Verpackungsindustrie, Handel, Entsorgungsbranche, Konsument*innen, Wissenschaft, Politik, NGOs und Medien. Jede Gruppe kann für sich einen wesentlichen Beitrag leisten. Und am Besten sollten alle an dem Thema kontruktiv zusammenarbeiten. Um eine wirkliche Verbesserung zu erzielen, müssen mit Sicherheit auch gewohnte Routinen geändert werden, zum Beispiel beim Einkaufsverhalten der Konsument*innen, bei der Gestaltung und Entwicklung von Verpackungen durch die Hersteller und bei der Vermarktung von Produkten durch den Handel.
Lothar Hartmann, Nachhaltigkeitsmanager memo AG
Transformiertes Verpackungsdesign
Eine Umweltbewertung verschiedener Verpackungen für Handwaschseife im Rahmen des Forschungsprojektes Innoredux hat ergeben, dass die Umweltauswirkungen eines Recycling-Faltkartons für Hartseife deutlich niedriger sind als die für einen Flaschenspender aus Kunststoff für Flüssigseife. Deshalb haben wir uns entschieden, statt unserer bisherigen memo Flüssigseife „Natural Liquid“ eine Hartseife im Recycling-Karton als memo Markenprodukt zu listen – selbstverständlich in gewohnter Bio-Qualität aus fairem Handel.
Mehrwegverpackungen
Für den Paketversand der bestellten Ware haben unsere Kund*innen die Wahl zwischen einem herkömmlichen Versandkarton aus Recyclingmaterial oder der „memo Box”, unserem Mehrweg-Versandsystem, mit dem wir im Branchenvergleich ökologische Maßstäbe setzen. Aufgrund der Vermeidung von Abfällen sowie der Ressourcenschonung durch mehrfache Wiederverwendung ist die „memo Box” mit dem Blauen Engel ausgezeichnet.
Um die Umweltauswirkungen des Mehrweg-Versandsystems weiter zu minimieren, wird die „memo Box” seit 2016 aus dem Recycling-Kunststoff „Procyclen”, der aus der haushaltsnahen Wertstoffsammlung des Dualen Systems besteht, produziert. Durch das Recyclingmaterial werden die Treibhausgasemissionen bei der Herstellung der Box gegenüber herkömmlichem Kunststoff um bis zu 30 % verringert. Hinsichtlich Langlebigkeit, Stabilität und Transportsicherheit ist die „memo Box” aus Recyclingmaterial den Behältern aus rohölbasiertem Neumaterial absolut ebenbürtig.
Serviceleistungen
In ihren Onlinemedien und Produktkatalogen informiert die memo AG umfassend über nachhaltige Themen, so auch über Möglichkeiten, Verpackungen einzusparen. Ein konkretes Beispiel hierfür ist der Magalog #2 aus dem Jahr 2022, der mit einer Auflage von 40.000 an memo Gewerbekund*innen verschickt wurde. Er enthält nicht nur eine große Produktvielfalt, sondern redaktionell aufbereitete Beiträge im Magazinstil zum Thema “Kreislaufwirtschaft”. Beispielsweise auf den Seiten 48 und 49 erläutern wir unser Mehrweg-Versandsystem „memo Box“ und auf der S. 97 werden die Vorteile von Großgebinden erklärt.